Despotat Epirus

Die Staatenwelt der Romania nach dem 4. Kreuzzug 1204
Chronologischer Überblick.
April 1204 Die Teilnehmer des 4. Kreuzzugs erobern Konstantinopel.
Zerfall und Aufteilung des Byzantinischen Reiches.
Herbst 1204 Michael Komnenos Dukas übernimmt die Herrschaft in Arta
und begründet damit den epirotischen Staat.
1212 Eroberung weiter Teile Thessaliens im Krieg gegen das
Lateinische Königreich von Thessaloniki.
1213–1214 Krieg gegen die Republik Venedig. Die Epiroten erobern
Dyrrachion und Korfu.
1214 Expansion in Makedonien, Ohrid wird epirotisch.
Anfang 1215 Ermordung Michaels I., sein Nachfolger wird sein Bruder
Theodor. Er drängt seinen Neffen Michael II. ins Exil.
1216 Demetrios Chomatianos wird Erzbischof von Ohrid.
1217 Gefangennahme und Tötung des designierten lateinischen
Kaisers Peter de Courtenay.
1217–1224 Erfolgreicher Eroberungskrieg Theodors in Makedonien.
Dez. 1224 Einnahme Thessalonikis, Ende der lateinischen
Herrschaft an der Nordküste der Ägäis.
1225 Theodor nimmt den Kaisertitel an, lässt sich von Demetrios
Chomatianos krönen, dann dringt er nach Thrakien vor und
nimmt den Nicäern Adrianopel ab. Größte Ausdehnung des
epirotischen Staates, Bündnis mit den Bulgaren.
1230 Theodor wendet sich gegen Bulgarien und unterliegt in der
Schlacht von Klokotnitza. Der Despot gerät in Gefangen-
schaft, sein Staat zerfällt in mehrere Einzelherrschaften:
Epirus, Thessaloniki, Thessalien und Akarnanien
In Epirus selbst übernimmt Michael II. die Macht.
1241 Michael II. gewinnt durch einen Erbfall Thessalien auf
friedlichem Wege für seinen Staat.
1251 Militärische Auseinandersetzungen mit dem zur stärksten
Regionalmacht aufgestiegenen Reich von Nicäa beginnen.
Kämpfe um Obermakedonien, Mittelalbanien und Thessalien.
1257 Manfred von Sizilien greift Epirus an. Er erobert Korfu und
mehrere wichtige Häfen u. Festungen im Norden des Landes.
1259 Nach der Schlacht von Pelagonia wird Epirus endgültig von
seinem griechischen Konkurrenten Nicäa überflügelt und
sinkt zu einer drittrangigen Macht herab.
Juli 1261 Kaiser Michael VIII. Palaiologos von Nicäa erobert Konstantinopel
und stellt das Byzantinische Reich wieder her; Epirus bleibt
unabhängig.
1268 Tod Michaels II. und Erbteilung. Im epirotischen Kernland
tritt sein Sohn Nikephoros I. die Herrschaft an. Thessalien
erhält dessen Halbbruder Johannes als eigenes Fürstentum.
ab 1268 Auseinandersetzungen und wechselnde Allianzen mit den
angevinischen Königen von Neapel und dem Byzantinischen
Reich. Verlust der meisten Territorien nördlich von Ioannina.
1297 Auf Nikephoros I. folgt dessen unmündiger Sohn Thomas.
seit Anfang
d. 14. Jhdts.
Albanische Stämme lassen sich vermehrt in Epirus nieder.
Viele werden von den Fürsten als Söldner angeworben.
1318 Nicola Orsini, Pfalzgraf von Kephalonia, ermordet seinen On-
kel Thomas und macht sich selbst zum Fürsten von Epirus.
1323 Nicola wird von seinem Bruder Johannes ermordet, der ihm
in der Herrschaft nachfolgt, aber Kephalonia verliert.
1335 Auf Johannes folgt dessen unmündiger Sohn Nikephoros II.
1340 Kaiser Andronikos III. setzt Nikephoros II. ab und macht
Epirus nach über 100 Jahren Unabhängigkeit wieder zur
byzantinischen Provinz.
1348 Der serbische Zar Stefan Dušan erobert Epirus. Er gibt das
Land als Sekundogenitur an seinen Halbbruder Simeon Uroš.
1355 Tod Stefan Dušans und Zerfall des Serbischen Reiches. In
den folgenden Wirren kann Nikephoros II. die Macht wieder
übernehmen.
1359 Nikephoros II. fällt im Kampf gegen die Albaner, die in Arta,
Lepanto und Angelokastron unabhängige Herrschaften be-
gründet haben. Simeon übernimmt Ioannina erneut.
1366 Thomas Preljubović wird Gouverneur in Ioannina und nach
dem Tod Simeons 1370 unabhängiger Herrscher ebenda.
1385 Esau Buondelmonti wird Despot in Ioannina. Als erster
epirotischer Fürst erkennt er den Sultan der immer weiter
vordringenden Osmanen als Oberherrn an.
1417–1449 Epirus wird schrittweise ins Osmanische Reich integriert.

Das Despotat Epirus war einer der griechischen Nachfolgestaaten des Byzantinischen Reiches, die infolge des Vierten Kreuzzuges nach 1204 entstanden. Der Staat existierte in wechselnden Grenzen bis Ende des 14. Jahrhunderts. Kerngebiete des Fürstentums waren die namensgebende Region Epirus und Akarnanien. Die Geschichte des Staates ist geprägt von ständigen Auseinandersetzungen mit den bedeutenderen Regionalmächten auf dem Balkan, dem wiedererstarkten Byzantinischen Reich und Bulgarien, später dann mit Neapel und Serbien, die alle versuchten, ihren Machtbereich auf Epirus auszudehnen. In zahlreiche einzelne Herrschaften zerfallen, wurde Epirus zwischen 1386 und 1449 schrittweise ins Osmanische Reich eingegliedert.

Die Bezeichnung Despotat Epirus für den westgriechischen Staat ist unhistorisch und wird in zeitgenössischen Quellen nicht verwendet, denn der Titel Despot bezeichnet die Einordnung seines Trägers in die Hierarchie des byzantinischen Hofes. Epirus war jedoch stets unabhängig vom Kaiserreich Nikaia bzw. dem restaurierten Byzantinischen Reich. Zumeist nannten sich die Regenten Archon oder einfach Kyrios (Herr). Gleichwohl haben nach 1230 einzelne Herrscher von Epirus den Despotentitel vom Kaiser verliehen bekommen.[1]

  1. Fine, The Late Medieval Balkans. S. 68 f.

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